Das Enstehungsdatum des "Mauerbaus"
ist der 30. Januar 1933
Der 2. Weltkrieg ist ohne das faschistische Deutschland nicht zu denken. Nachdem der Raubkrieg mit Griff auf Rohstoffe im Osten verloren ist, steht logischerweise die Aufteilung Deutschlands entsprechend der Einflussphären der überfallenden Länder an. Der Sowjetunion, die die Hauptlast des Krieges zu tragen hatte, und die Berlin als Schaltzentrale der Faschisten befreit hatte, steht nun den westlichen Alliierten als Machtfaktor gegenüben. Auf der Potsdamer Konferenz wird Deutschland dementsprechend in vier Besatzungszonen aufgeteilt: die US-amerikanische, französische und die britische sowie die sowjetische Zone.
Doch schon 1947 wird mit der sog. Containment-Politik der USA klar, wie brüchig der Respekt der westlichen Siegermächte gegenüber einer friedlichen Nachkriegsordnung sein wird. Kernpunkte der US-amerikanischen Politik für die folgenden Jahre sind der Aufbau eines westlichen Militärbündnisses und die Vergabe finanzieller Hilfen für den Aufbau wirtschaftlich potenter Bündnispartner in Europa. Der kalte Krieg gegen die Sowjetunion und ihre Verbündeten beginnt: Wirtschaftsabotage, militärische Provokationen und ideologisches Sperrfeuer gegen den Aufbau sozialistischer Strukturen.
Zu dieser Politik gehört die Einbindung der Westzonen Deutschlands in die 'westliche Wertegemeinschaft'. Der erste Schritt ist die Deklaration der BRD im Mai 1949 wenige Wochen nach der Gründung der NATO. Mit diesem Schritt ist die Teilung Deutschlands besiegelt. Die Teilung ist jedoch nicht Ursache, sondern lediglich die Verschärfung der Politik des Westens gegenüber der Sowjetunion und ihren Verbündeten.
Westberlin - das 'Schaufenster zum goldenen Westen' oder wie wird ein kalter Krieg inszeniert
Westberlin als westliche Exklave auf dem Staatsgebiet der DDR ist ein idealer Ort für die Inszenierung von Aktionen, die gegen die DDR gerichtet sind - die 3 Westzonen galten in den USA als 'billigste Atombombe'. Bis 1961 bieten die westlichen Sektoren einen sicheren sicheren Ausgangspunkt für politische und wirtschaftliche Verbrechen, die in der DDR verübt werden.
1. Aktivitäten der westlichen Geheimdienste
Westberlin wird Standort alliierter Truppenkontigente. Mit ihnen kommen Geheimdienststellen, für die Brief- und Telefongeheimnis nicht gelten. Mittels der Radar- und Abhörstationen auf dem Teufelsberg, dem Flughafen Tempelhof und dem Fernsehturm im Grunewald wird der Funkverkehr in den sozialistischen Ländern aufgezeichnet. Zudem werden mit Unterstützung der in Westberlin ansässigen faschistischen Nachfolgeorganisationen - wie dem 'Stahlhelm', dem 'Kyffhäuser-Bund', dem 'Verband deutscher Soldaten', dem 'Bund ehemaliger Fallschirmjäger' u.v.a - Sabotageakte und militärische Provokationenauf dem Boden der DDR inszeniert.
2. Grenzverletzungen
Provokationen, Zerstörung von Grenzanlagen der DDR und gezielte Schüsse auf Soldaten gehören zum Alltag der Grenztruppen der NVA. Die Täter sind zumeist zivile Personen, die jedoch in den vielen Fällen von der Westberliner Polizei Unterstützung erhalten.
Hier ein Beispiel: Am Abend des 18. Juni 1962 versieht der 20 Jahre alte Gefreite Reinhold Huhn gegenüber dem Springer-Hochhaus seinen Grenzdienst. Ihm fällt in Grenznähe ein Mann in Begleitung von zwei Frauen und einem Kind auf. Als der Gefreite die Personalien prüfen will, zieht der Mann eine Waffe und erschiesst den Grenzpolizisten aus nächster Nähe. Die Personengruppe, von anderen Grenzern daraufhin unter Feuer genommen, fliet in das Haus Zimmermannstrasse 56 - und von dort durch einen Kellerraum und einen vorgetriebenen Tunnel unter der Mauer hindurch, direkt auf das Grundstück des Springer-Verlages. Der Tunnel war von dem Mörder selbst mit Genehmigung des Verlegers Axel Springer angelegt worden. Auf einer Pressekonferenz des Springer-Verlages erzählt Müller freimütig, er habe nur einmal abzudrücken brauchen: 'Der Mann fiel sofort um.' Dennoch verbreitet der Westberliner Senat Meldung, Huhn sei 'im Kugelhagel der eigenen Genossen umgekommen'.
3. wirtschaftliche Sabotage
Mit der illegalen Ausfuhr von hochwertigen Industrieerzeugnissen und subventionierten Lebensmitteln wird der DDR, d.h. den Lebensgrundlagen ihrer Bürger, immenser Schaden zugefügt. Hier einige Vergleichszahlen von Erzeugnissen, für deren Exporterlöse auf dem Weltmarkt die angeführten Waren hätten importiert werden können
1 Fernglas der Zeiss-Werke = 7 Ztr Bananen
1 Fotoapparat 'Contax' = 33 Paar Lederschuhe
1 Fotoapparat 'Exacta' = 2 Ztr ägyptische Baumwolle
1 Schreibmaschine 'Erika' = 4 Ztr Zitronen
Grundlage für den Schmuggel ist ein von seiten der westberliner Behörden legalisierter Schwarzmartkurs (1:4). Dieser ermöglicht es sog. Ringvereinen (z.B. 'Sparverein Süd-Ost', 'Spar- und Lotterieverein West', 'Einigkeit'; heute fielen sie unter den Begriff 'organisiertes Verbrechen') mit Schmuggel einträgliche Gewinne zu erzielen. Über den Schmuggel mit Industrieerzeugnissen hinaus werden auch Buntmetalle - als einer der wichtigen Rohstoffquellen für die Industrie - verschoben
Hinzu kommen individuelle Erlebnisse der DDR-Bürger mit Einkaufs-Touristen aus Westberlin, die dank der an den Sektorengrenzen vom Westen tolerierten Wechselstuben ihr Portemonnaie mit DDR-Geld füllen und sich so in der DDR Dinge leisten können, die ihnen im Westteil schon Konpfzerbrechen bereitet hätten. Ihre 'Grosszügigkeit' mit Trinkgeldern führt zu Bevorzugungen bei Dienstleistungen und dem Verkauf von Produkten, die den DDR-Bürgern dann fehlen.
4. Abwerbung qualifizierter Arbeitskräfte
Aufgrund US-amerikanischer Finanzhilfen an die BRD und dem Erlass von Reparationszahlungen steigt der Lebensstandard in den 50er Jahren wesentlich schneller als in der DDR. Dies ist der Grund für viele DDR-Bürger, ihr Glück im 'goldenen' Westen zu versuchen. Unterstützung hierbei erhalten sie von der Bundesregierung. Bis Mitte Juli 1961 hat sie insgesamt 4,5 Millionen Dollar und 11,1 Millionen DM vom 'Sonderverbindungsausschusses für Flüchtlinge' und vom 'Ausschusses für Bevölkerungs- und Flüchtlingsfragen' des Europarates erhalten. Mit diesen Mitteln wird ein 'Abwerbungsförderungsprogramm' finanziert, wie z.B. Unterhalts-und Hausratshilfen. Für die Vergabe von Existenzaufbau- und Wohnungsbaudarlehen wurden Mittel aus dem Härtefonds des Lastenausgleichs verwendet. Auch die evangelische Kirche will von der Zuwanderung profitieren: ihr Hilfswerk gibt einen 'Leitfaden für Sowjetzonenflüchtlinge' heraus.
Bis 1961 verlassen ca. 2 Millionen DDR-Bürger ihr Land. Sie sind ein einmaliger Aktivposten für den Aufbau der BRD-Wirtschaft. Denn ein grosser Teil von ihnen sind gut ausgebildete Facharbeiter, Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure. Viele von ihnen haben ihre Einstellungsverträge von westlichen Firmen bereits während des Studiums erhalten, als sie noch Wohnung, Stipendien und zum Teil grosszügige soziale Sicherung in der DDR in Anspruch genommen haben.
5. ...und die Mehrheit der DDR-Bürger?
Es nicht verwunderlich, dass ein grosser Teil der DDR-Bürger die Befestigung und Konrolle der Grenzen fordert (sicherlich mit Ausnahme der Grenzgänger, die in Westberlin arbeiten, ihren Lohn zudem noch im Verhältnis 1:4 tauschen, von den günstigen Kosten in der DDR jedoch profitieren). Denn einzig mit dieser Massnahme kann verhindert werden, dass die in der DDR produzierten Werte auch im Land blieben und den Produzenten zu gute kommen.
Eine weitere Reaktion ist die Gründung von Arbeiterwehren in einzelnen Betrieben. Mit ihrem Einsatz können oftmals Sabotageakte, wie Diebstahl, Brandstiftungen und Zerstörung von Maschinen erfolgreich verhindert werden. Mit der zunehmenden Bedrohung werden 1955 einheitliche Richtlinien für die Ausbildung und die Bewaffnung der mittlerweile in allen grösseren Betrieben der DDR aufgebauten Betriebskampfgruppen ausgearbeitet. Damit ist ein Teil des Volkes bewaffnet, um sein Eigentum - die Produktionsmittel - zu schützen.
Alternative: Krieg oder Sicherung der Grenze der DDR
Im Sommer 1961 steht die DDR vor einem ökonomischen Desaster. Die Folgen der andauernden Sabotageakte und das Ausbleiben zugesagter wirtschaftlicher Hilfen aus der Sowjetunion führen zu Versorgungsengpässen - die die Republikflucht nur weiter anheizen.
Der Sowjetunion ist klar, dass einer Destabilisierung der DDR militärische Auseinandersetzungen mit den westlichen Alliierten folgen würden. Denn eine offene Flanke kann die Sowjetunion nicht hinnehmen: der schnelle Vormarsch der deutschen faschistischen Armee 1941 auf sowjetisches Territorium war begründet durch einen ungenügend gesicherten Grenzraum. Und das die Bedrohung zu diesem Zeitpunkt real ist, zeigt nicht nur der Verlauf des Kalten Krieges. Auf Grund von Aufklärungsergebnissen und den Aussagen hochrangiger militärischer Überläufer aus der BRD existieren konkrete Einmarschpläne. "Alle Bewegungen und Operationen wurden unter der Voraussetzung geübt, Atom- und Raketenwaffen zur Führung eines blitzschnellen Krieges von Anfang an einzusetzen. Von Abschussbasen im Bereich des WBK V (des Wehrbereichs-Kommandos Stuttgart) wurden atomare Angriffe gegen die DDR geübt" ( Hauptmann a.D. Adam Gliga, ehemal. Begleitoffiziert des BRD-Luftwaffen-Inspekteurs Kammhuber).
In dieser Situation unterbreitet der 1. Sekretär des ZK der KPdSU, Nikita Chruschtschow dem US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy am 4. Juni in Wien ein Memorandum zur Deutschlandpolitik, das sogenannte Berlin-Memorandum. Darin schlägt er die Umwandlung West-Berlins in eine entmilitarisierte und neutrale Stadt vor und fordert den Abschluss eines Friedensvertrages. Das Memorandum wird erst am 11. Juni veröffentlicht. Bundeskanzler Adenauer und die drei Westmächte lehnen eine Entmilitarisierung Berlins ab. Dennoch einigen sich Chruschtschow und Kennedy auf ein Arrangement, das der jeweils anderen Seite die volle Handlungsfreiheit auf ihrem Interessengebiet garantiert - vorausgesetzt, die direkten Interessen des anderen würden nicht tangiert.
Als der Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht, im August zu Beratungen über die wirtschaftliche Situation der DDR und über geeignete Grenzsicherungsmassnahmen nach Moskau fährt, erhält er von Chrusschtschow die Order, die Grenze um Westberlin mit dem Bau einer Mauer und die Aussengrenzen der DDR nach sowjetischen Vorgaben zu sichern. In der Nacht zum 13. August 1961 sichern Volkspolizisten der DDR die Zufahrtswege zum sowjetischen Sektor Berlins, Betriebskampfgruppen postieren sich an der Grenzlinie. Unter ihrem Schutz wird mit dem Bau der Grenzsicherungsanlagen begonnen.
Die Reaktion der Westmächte auf den "Mauer-Bau" ist verhalten. Machten sie vorerst revanchistische Pläne - insbesondere seitens der BRD - zunichte, so ist jedoch den westlichen Alliierten klar, dass angesichts der militärischen Stärke der Sowjetunion und auch angesichts starker antikolonialer Bewegungen im Trikont ihnen ein dritter Weltkrieg im günstisten Fall einen Pyrrhus-Sieg beschert hätte.
Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.
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