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Samstag, 8. Oktober 2011

Offener Brief eines Ratsmitgliedes Der Linken zu einer Veranstaltung des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

Den weltweit zahlreichen Leserinnen und Lesern unseres Blogs möchten wir diesen offenen Brief nicht vorenthalten. Möge sich jeder selbst ein Bild über die Umgangsformen und Diskussionskultur machen. Wir werden uns durch dieser Art der Angriffe weder einem Denk- noch Diskussionsverbot unterwerfen.

"Der Antikommunismus ist die
Grundtorheit unserer Epoche!"
(Thomas Mann)

Der Vorstand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.

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Das ist nicht links

Ralf Feldmann, Ratsmitglied Der Linken und langjährigen Aktivist des Bochumer Friedensplenums schreibt: »Auf Einladung des „DDR-Kabinetts Bochum“ – keine Kabarettgruppe, sondern offenbar eine Sekte stalinistischer Vergangenheitspolitiker – soll am 16. Oktober im Internationalen Kulturzentrum der Migrantenvereinigung DIDF in Wattenscheid ein ehemaliger Oberst der DDR-Grenztruppen zum Thema „Die Staatsgrenze der DDR … Friedensgrenze im kalten Krieg?“ sprechen, moderiert von einem Journalisten der Tageszeitung Junge Welt. Der Bahnhof Langendreer hatte es zuvor abgelehnt, die Veranstaltung dort durchzuführen. Offenbar handelt es sich um die lokale Fortsetzung der Provokation, mit der die DDR-Freunde des ehemaligen FDJ-Blatts Junge Welt meinten, den 50. Jahrestag des Mauerbaus unter der Überschrift „Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke“ kommentieren zu sollen – unter anderem mit einem konkreten Dank für das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Das ist nicht links. Oskar Lafontaine hielt es für Satire; er ist kein Feuilletonist.
Bo-alternativ tat gut daran, auf diese Veranstaltung frühzeitig hinzuweisen. Nun sind Fragen zu beantworten.
DIDF wird erklären müssen, welches menschenrechtliche Grundverständnis dazu führt, dass in ihren Räumen, die den Anspruch eines Kulturzentrums haben, ein höherer Militär der DDR, der an der Grenze schießen und töten ließ, seine zynische Geschichtsfälschung der Friedensgrenze verbreiten soll. Für viele Migrantinnen und Migranten ist das Menschenrecht der Freizügigkeit überall auf der Welt oft die Grundvoraussetzung fürs nackte Überleben. Europa versenkt gerade die Menschen und das Grundrecht vor Lampedusa. Wie kann DIDF da jemanden reden lassen, der half, seine Mitmenschen mit Mauer und Todesstreifen einzusperren?
Die Linke in Bochum sollte die hier geplante Fortsetzung betonkommunistischer Vergangenheitspolitik zum Anlass nehmen, die eigene Position zur Todesgrenze unmissverständlich klarzustellen. Klärungsbedarf besteht in Nordrhein-Westfalen und in Bochum durchaus. Zwar ist die Junge Welt kein Presseorgan der Linken. Sie wird aber im vielfältigen Strömungskampf um innerparteiliche Vorherrschaft insbesondere von der Antikapitalistischen Linken immer wieder als medialer Kampfpartner gesehen. Die NRW-Landtagsfraktion der Linken schenkte der Genossenschaft LPG junge Welt eG zum 15-jährigen Jubiläum mehrere neu gezeichnete Genossenschaftsanteile verbunden mit dem Lob: “Die junge Welt ist eine unverzichtbare Informationsquelle und kritische Begleiterin unserer parlamentarischen und außerparlamentarischen Aktivitäten“.
In der heftigen innerparteilichen Kontoverse über einen Boykottaufruf linker Parteimitglieder gegen die Junge Welt als Reaktion auf die Danke-Provokation stellte sich Sevim Dagdelen, migrationspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken, besonders entschieden auf die Seite der Jungen Welt: Zwar hielt sie deren Beitrag zum 50. Jahrestag des Mauerbaus angesichts der Welle öffentlicher Empörung notgedrungen für unpassend, brandmarkte aber gleichzeitig die innerparteiliche Kritik an der Verhöhnung der Maueropfer und den Boykottaufruf als einen Angriff auf die Pressefreiheit. Bei der Suche nach Formelkompromissen auf höchster Fraktionsebene im Büro Gregor Gysis, wo Eindeutigkeit das Gebot der Stunde gewesen wäre, trat sie als Anwältin der Danke-Provokation hervor. Das wundert nicht, nimmt sie doch immer wieder gern die Gelegenheit wahr, mit eigenen Beiträgen in der Jungen Welt ihre Sicht des Weltgeschehens darzulegen. Es war deshalb folgerichtig, dass sie nach der Kontroverse ihre nächste Besuchergruppe in Berlin nicht etwa zum beeindruckenden Mauermuseum an der Bernauer Straße führte, sondern in unverbrüchlicher Kampfgenossenschaft zur Redaktion der Jungen Welt. Sevim Dagdelen gehört seit Jahren dem geschäftsführenden Bundesvorstand der DIDF an. Erklären ihre engen Beziehungen sowohl zur Jungen Welt und als auch zur DIDF die für den 16. Oktober geplante Veranstaltung in Wattenscheid?
Ich erwarte von der Linken in Bochum Klartext, vergangenheitspolitisch und grundsätzlich: Freiheit braucht Sozialismus, aber Sozialismus ist ohne Freiheit und Freizügigkeit nichts. Wer die Mauer rechtfertigt, will keinen demokratischen Sozialismus. Mit dieser klaren Feststellung muss sich der Kreisverband Bochum öffentlich gegen alle Versuche wenden, das Verbrechen von Mauer und Schießbefehl zu relativieren oder zu verharmlosen.«


veröffentlicht auf http://www.bo-alternativ.de/

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