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Sonntag, 9. Oktober 2011

Und das ist links ? – Eine offene Antwort auf Ralf Feldmann

Zunächst sage ich an dieser Stelle Danke, Ralf Feldmann. Danke, dass als Reaktion auf den Beitrag  spontan drei sich offen und interessiert zeigende Menschen den Aufnahmeantrag zum DDR-Kabinett-Bochum ausgefüllt haben.
Mittlerweile ist es wohl üblich, statt mit den Betreffenden sachlich zu diskutieren,  lieber mit Behauptungen und Unterstellungen in die Öffentlichkeit zu gehen. Darum werde ich jetzt auch öffentlich antworten. Und das in meiner Eigenschaft als Vorsitzender dieser „Sekte stalinistischer Vergangenheitspolitiker“. Da auch über Funktionen und Tätigkeiten von Ralf Feldmann berichtet wird, möchte ich anführen, dass ich selber weit über zwanzig Jahre aktiv im Bochumer Friedensplenum tätig war und in meiner Eigenschaft als Leiter des Organisationsbüros „Ostermarsch Ruhr“ vielfach Gäste und Kulturgruppen aus der jetzt verteufelten DDR einladen konnte. Das war im übrigen innerhalb der Friedensbewegung im Ruhrgebiet nie ein Problem. Weder für Gewerkschaften, Jusos, Falken oder andere Organisationen. Eher im Gegenteil, alle Künstler aus der DDR waren stets herzlich willkommen und eine Bereicherung der Abschlusskundgebungen in Dortmund.
Das war also nicht links?
Des Weiteren bin ich Sprecher der Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges IROKK. In dieser Eigenschaft bin ich bestens vertraut mit den  Unrechtsurteilen gegen Sozialisten, Kommunisten, fortschrittliche Christen u.a. durch die Adenauer-Justiz. Es ist noch nicht allzu lange her, da hat das Bochumer Friedensplenum dieses dunkle Kapitel des Antikommunismus u.a. durch eine gut besuchte Veranstaltung mit RA Heinrich Hannover gewürdigt. Doch diese Justiz schrieb ihre Geschichte nach 1990 weiter. Das Ziel, ausgegeben vom damaligen Justizminister Klaus Kinkel, hieß : „Vollständige Delegitimierung der DDR“.
Sich dieser Vorgabe bis zum heutigen Tag anzuschließen, ist dann wohl links?
Angriffe auf schlichtem Niveau des Antikommunismus kenne ich im Laufe meiner gesamten politischen Tätigkeit zur Genüge. Allerdings bisher mehr aus dem Bereich der rechtskonser-vativen „Junge Freiheit“ oder dem revanchistischen Blog „Blaue Narzisse“. Auch kenne ich persönlich die Auswirkungen des Berufsverbotes und das „Erlebnis“, mit einem Drohbrief auch mal eine tote Ratte zu erhalten. Dass nun aber verbale Angriffe, zwar ohne namentliche Nennung, seitens eines Ratsmitgliedes der Partei Die Linke erfolgen, ist für mich eine neue Erfahrung. Das ist dann wohl links?
Nun noch ein paar Sätze zu den „Fakten“ des Beitrages von Ralf Feldmann. Zunächst ist es keine Veranstaltung der Tageszeitung Junge Welt. Davon steht auch nichts in unserer Einladung. Die Angabe, dass Peter Wolter als Journalist bei dieser Zeitung tätig ist, dient nur zur Information und ist ganz allgemein üblich.
Dass zum Thema: „Die Staatsgrenze der DDR....Friedensgrenze im Kalten Krieg?“ ein ehemaliger Offizier der Grenztruppen der DDR und Buchautor berichtet, halte ich eigentlich für selbstverständlich. Wer sonst sollte über dieses Thema sprechen? Ein Historiker wie Hubertus Knabe, der sein Leben in Westdeutschland verbracht hat? Oder doch lieber ein „Republikflüchtling“, der seine Sicht der Dinge auch mal auf neofaschistischen Seiten darstellt?
Im übrigen bin ich seit längerer Zeit mit einem ehemaligen DDR-Bürger befreundet, der genau deswegen mehrere Jahre in Haft verbracht hat. Doch auch diese Erfahrung hat ihn nicht davon abgebracht, die DDR insgesamt als den besseren deutschen Staat zu sehen. Allein daran müsste jeder denkende Mensch erkennen, wie vielschichtig das Thema ist.
Zu den historischen Gründen für den Mauerbau werde ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Dazu gibt es genügend Literatur. Ein mit stichhaltigen Quellenangaben und Dokumenten versehenes Buch ist z.B. „Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben“ von Heinz Keßler und Fritz Streletz. Die letzten Zeitzeugen, die zu dieser Zeit in führenden Positionen innerhalb der DDR tätig waren.
Geschichte nur aus einem Blickwinkel und dann auch noch aus dem Zusammenhang gerissen zu interpretieren, zeugt von wenig Bereitschaft für eine ehrliche Diskussion. Das ist dann links?
Für die Durchführung unserer Veranstaltung wurden verschiedene Räumlichkeiten angefragt. Es gab mehrere Zusagen. Die Organisationen werde ich an dieser Stelle nicht nennen. Denn es steht ja zu befürchten, dass auch diese der „Bannstrahl“ des Ralf Feldmann treffen würde.
Es gab auch eine inhaltlich nicht (!) begründete Absage des Kulturzentrums Bahnhof Langendreer. Nun weiß ich aber nicht, warum es wert ist, diese Absage in der Öffentlichkeit zu diskutieren? Oder bestimmt Ralf Feldmann über die Veröffentlichung von Absagen angefragter Veranstaltungen im Bahnhof Langendreer? Das wäre mir neu.
Die Veranstaltung letztendlich im Internationalen Kulturzentrum der DIDF durchzuführen, hat rein organisatorische Gründe. Es passte in den Zeitrahmen und ist zentral gelegen. Nicht mehr und nicht weniger. Ralf Feldmann versucht, daraus eine „böse“ Verbindung zum DDR-Kabinett-Bochum herzuleiten. Das entspricht nicht den Tatsachen und ist einfach nur schäbig. Ist so ein Verhalten dann links?
Noch eine Stufe weiter geht er, die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen mit in die Sache zu ziehen. Sie hat nun wirklich nicht das Geringste mit unserer Veranstaltung zu tun! Weder inhaltlich noch organisatorisch! Aber genau das ist der Punkt, um den es hier geht. Auf dem Rücken des DDR-Kabinett-Bochum wird versucht, die innerparteiliche Selbstzerfleischung der Linkspartei auszutragen. Gegen dieses durchsichtige Schauspiel verwahre ich mich aufs schärfste. Das stelle ich auch ausdrücklich im Namen aller Mitglieder unseres Fördervereins fest. Persönlich merke ich dazu an, dass diese Auseinandersetzung innerhalb der Linkspartei mittlerweile erschreckende Züge annimmt. Ralf Feldmann leistet dazu seinen Beitrag.
Ist es etwa links, wenn eine Funktionärin der Partei Die Linke, wie kürzlich in einem NRW-Kreisverband geschehen, psychisch zerstört wird allein auf Grund der Tatsache, dass sie über ihre Heimat DDR eine andere Sichtweise hat? Oder sind das die Grundlagen eines neuen demokratischen Sozialismus? Wer das links findet, braucht mit mir nicht über Unrecht in der DDR zu diskutieren.
Offen zur Diskussion bin ich, sind wir vom DDR-Kabinett-Bochum, aber für alle, die über die Geschichte der DDR ohne voreingenommene Wertung diskutieren wollen. Und dazu dienen unsere Veranstaltungen. Wir sehen es als einen Beitrag, ein ehrliches Bild über die DDR zu zeigen gerade weil pausenlos versucht wird, die Geschichte der DDR zu verdrehen und die erbrachte Lebensleistung der Bürgerinnen und Bürger der DDR in Abrede zu stellen und den „Kalten Krieg“ auf diesem Wege fortzusetzen. Vielleicht ist unser Anliegen, aus Sichtweise von Ralf Feldmann, nicht links. Und sicherlich, aus Sichtweise der herrschenden Klasse, nicht gewollt. Aber dennoch und gerade deshalb dringend notwendig!

08. Oktober 2011

Andreas Maluga
Vors. DDR-Kabinett-Bochum e.V.

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