Am 16.04.1986 hat M.S. Gorbatschow beim Besuch der Staatsgrenze der DDR zu Westberlin folgendes in das Gästebuch des Stadtkommandanten von Berlin (Hauptstadt der DDR) am Brandenburger Tor eingetragen:
„Am Brandenburger Tor kann man sich anschaulich davon überzeugen, wie viel Kraft und wahrer Heldenmut der Schutz des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden vor den Anschlägen des Klassenfeindes erfordert. Die Rechnung der Feinde des Sozialismus wird nicht aufgehen. Das Unterpfand dessen sind das unerschütterliche Bündnis zwischen der DDR und der UdSSR sowie das enge Zusammenwirken der Bruderländer im Rahmen des Warschauer Vertrages. Ewiges Andenken an die Grenzsoldaten, die ihr Leben für die sozialistische DDR gegeben haben.“
16.04.1986 M. S. Gorbatschow
Als M.S. Gorbatschow 1986 diese Eintragung in das Gästebuch des Stadtkommandanten von Berlin vornahm, handelte er nicht als Privatmann, sondern als höchster Repräsentant des sozialistischen Lagers und zugleich oberster Befehlshaber der Vereinten Streitkräfte des Warschauer Vertrages - als Generalsekretär der KPdSU. Auch für diesen unrühmlichen Repräsentanten wandelten sich die Zeiten und Ansichten.
Am 20.12.2004 offenbarte sich Gorbatschow bei einem Besuch in Westberlin gegenüber Schülern der Hildegard-Wegschneider-Oberschule in Berlin-Wilmersdorf mit der äußerst geistreichen Botschaft: „Die Alten gehen, die Jungen kommen“. Die Schülerin F. Sch. hatte den früheren sowjetischen Staatspräsidenten bei dessen Besuch in der Hildegard-Wegscheide-Oberschule in Wilmersdorf begrüßt: „Wir danken Michail Gorbatschow dafür, daß wir heute in einer vereinigten Stadt und einem vereinigten Land leben.“
Seiner Botschaft fügte der gleiche "Gorbi" die Erklärung hinzu: „Wenn ich mich an die Mauer in Berlin erinnere, spüre ich heute noch Entsetzen über dieses Bauwerk ...“ (Neues Deutschland, 21.12.2004)
Erich Honecker hatte diesen Mann richtig erkannt, als er am 3. Dezember 1992 vor dem Landgericht Berlin-Moabit aussagte, daß man
„... uns als Betonköpfe beschimpfte und uns Reformunfähigkeit vorwarf. In diesem Prozeß wird demonstriert, wo die Betonköpfe herrschen und wer reformunfähig ist. Nach außen ist man zwar äußerst geschmeidig, wird Gorbatschow die Ehrenbürgerschaft von Berlin verliehen, wird gnädig verziehen, daß er einst die sogenannten Mauerschützen durch seinen Eintrag in ihr Ehrenbuch belobigte, aber nach innen ist man »hart wie Kruppstahl«. Den einstigen Verbündeten von Gorbatschow stellt man dagegen vor Gericht. Gorbatschow und ich gehörten beide der kommunistischen Weltbewegung an. Es ist bekannt, daß wir in einigen wesentlichen Punkten verschiedener Meinung waren. Doch unsere Differenzen waren aus meiner damaligen Sicht geringer als unsere Gemeinsamkeiten. Mich hat der Bundeskanzler nicht mit Goebbels verglichen, und ich hätte ihm das auch nicht verziehen. Weder für den Bundeskanzler noch für Gorbatschow ist dieses Strafverfahren ein Hindernis für ihre Duzfreundschaft. Auch das ist kennzeichnend. Ich bin am Ende meiner Erklärung. Tun Sie, was Sie nicht lassen können.“
(letzte Rede Erich Honeckers, 3. Dezember 1992, S. 19)
Übrigens: Gorbatschow wurde nach 1990 im ‚Rechtsstaat’ Deutschland mit höchsten Ehrungen bedacht, während Egon Krenz neben weiteren 250 Bürgern der DDR wegen des verfassungsgemäßen Schutzes der Staatsgrenze verfolgt, mit langjährigen Haftstrafen und nicht zuletzt mit hohen Verfahrenskosten belegt wurden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch Absenden des Kommentars erkläre ich mich einverstanden, dass meine eingegebenen Daten elektronisch gespeichert und zum Zweck der Kontaktaufnahme verarbeitet und genutzt werden. Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit widerrufen kann. Der weitergehende Datenschutzhinweis für Kommentare befindet sich im Impressum.