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Montag, 8. August 2011

Mein persönliches Verhältnis zur DDR


Hohen Respekt habe ich vor jedem DDR Bürger, der offen und ehrlich mit seiner Lebensgeschichte umgeht und nach wie vor zu unseren gemeinsamen Sache steht. Gerade wir Jüngeren können und müssen von den Älteren lernen. Gutes bewahren und aus Fehlern die notwendigen Schlüsse für die Zukunft ziehen. Denn es gibt für mich keine Alternative zu einer sozialistischen Gesellschaftsordnung!

GO a.D. Klaus-Dieter Baumgarten hat Recht wenn er in seiner Biographie schreibt:
„Die Geschichte wird die gegenwärtigen Verzerrungen und Verleum-dungen richtig stellen“
Einer der wichtigsten Momente in meinem Leben war die bewusste Entscheidung Mitglied der kommunistischen Partei zu werden, die ich seit Ende der 70er Jahre, als Sympathisant begleitet habe. In Buchenwald, an der Stelle wo Ernst Thälmann von den Faschisten feige ermordet wurde, trat ich im Rahmen einer Delegation 1984 der DKP bei. Eine sehr bewusste Entscheidung die bis heute Bestand hat.
Der Schwerpunkt meiner politischen Arbeit war immer die Bündnis- u. Friedenspolitik. So durfte ich im Parteiauftrag Mitte der 80er Jahren die großen Ostermärsche mit über 100.000 Teilnehmern im Ruhrgebiet organisieren.

Dabei erinnere ich mich gerne an viele Künstler aus der DDR die ich mit Unterstützung des Kulturbüros der SED einladen konnte. Viele Besuchs- und Delegationsreisen in die Bezirke Halle und Leipzig folgten darauf.
Von 1987-1989 war ich hauptamtlicher Mitarbeiter beim DKP Bezirk Ruhr-Westfalen im Referat für Bündnispolitik und in der Geschichtskommission.
Bei dieser Gelegenheit schöne Grüße an den Verfassungsschutz. Ob ich wohl auch einmal Einsicht in meine Akte bekomme?

Die Ereignisse des Herbstes `89 , ich persönlich nenne es Konterrevolution, hat mich sehr getroffen. Daher will ich nicht verschweigen, das ich einige Zeit brauchte um diese vermeintliche Niederlage des Sozialismus persönlich zu verarbeiten. Jahrelang wurde man bei jedem DKP-Infostand als „DDR-Agent“ (die Aufzählung anderer Beleidigungen erspare ich mir) beschimpft und nun war der Triumph scheinbar perfekt geworden! Und als am Tag des Anschlusses der DDR an die BRD meine Nachbarn die Sektkorken knallen ließen (heute schimpfen sie über die „Ossis“ und wünschen sich die „Mauer“ wieder her) saß ich ziemlich allein und schämte mich meiner Tränen nicht.



An diesen Tagen erinnerte ich mich wieder an ein Gedicht von Karl Liebknecht, das ich in einem Buch von Johannes R. Becher einmal gelesen hatte:

„Ob sie uns auch zerbrechen –
sie beugen uns doch nicht,
Und eh’ der Tag vergangen,
Steh’n wir frisch aufgericht’.

Von tausend Niederlagen
Erheben wir uns frei
Zu immer kühn’rem Schlagen,
In immer fest’rer Reih’.

Ob sie die Flamm’ ersticken –
Der Funke heiß sich regt,
Und über Nacht zum Himmel
Die neue Flamme schlägt.

Und ob das Ziel, das hohe,
Entwichen scheint und fern,
Es kommt der Tag, der frohe,
Wir trauen unserm Stern."

Obwohl ich ja nie im ersten sozialistischen deutschen Staat leben durfte, war er für mich ein Stück Heimat ! Und in meinen Augen das Beste, was die Arbeiterbewegung jemals in Deutschland geschaffen hat.

Wir im Westen sollten auch nicht vergessen, das vieles an sozialen Fortschritten und positiven Entwicklungen für die Arbeiter und Angestellten durch die westdeutschen Gewerkschaften nur erstritten werden konnten, dank der Existenz der DDR. Der soziale Kahlschlag und das Zurückdrängen von ArbeitnehmerInnenrechte setzte doch sofort nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik ein.

Als ich dann im Sommer 1990 meine Fahrt nach Nordhausen in Thüringen begann, konnte ich noch nicht ahnen, das sie fast zwei Jahre dauerte. Sehr hautnah und nicht weniger emotional wurde ich Zeuge, wie an vielen Orten der DDR in diesen „Wendezeiten“ Geschichte und Lebensbiographien entsorgt wurden. Uniformen landeten auf dem Müll, Alltagsgegenstände hatten scheinbar ihren Zweck erfüllt, Unzählige Literatur, Zeitschriften und Zeitungen landeten in den Papiersammelstellen. Fahnen, Auszeichnungen und Ehrengeschenke wurde an Touristen verschleudert und manch’ ein „hoch dekorierter“ DDR Bürger wechselte schneller seine „Überzeugung“ als ein Chamäleon die Farbe. Aber auch sehr viele standhafte Genossinnen und Genossen habe ich getroffen, die mit viel Rückgrat und unter persönlichen Opfern sich dem „Zeitgeist“ entgegenstellten. Ebenso sind mir viele menschliche Schicksale, gerade im Bereich der Angehörigen der bewaffneten Organe, begegnet. Viele meiner Freundinnen und Freunde aus diesen Tagen leiden bis heute an den Folgen der verordneten, einseitigen und in vielen Teilen falschen Geschichtsaufarbeitung und der bundesdeutschen Strafjustiz. In den meisten Fällen unter Bruch des sogenannten „Einigungsvertrages“.

Seit diesen Tagen versuche ich nun jedes mir erhältliche Belegstück aus der DDR zu bewahren. Und als ich nach Bochum zurückkehrte war der Grundstock einer umfangreichen Sammlung aus allen Bereichen der DDR gelegt. Im Laufe der Zeit entstand dann die Idee das ganze auf für Interessierte zugänglich zu machen. Als Beitrag, gerade hier im Westen, ein ehrliches Bild von der Geschichte und dem Leben in der DDR zu zeigen und gegen die pausenlosen Trommelfeuer der Lügen und Verdrehungen anzugehen. Keine leichte Aufgabe!

Das Ergebnis dieser Arbeit ist nun das DDR-Kabinett-Bochum, das zum 1. März 2010 eröffnet wurde. Über 6.000 Exponate können zur Zeit in unserer Ausstellung betrachtet werden. Es ist erst der Anfang und wir suchen, als Förderverein DDR-Kabinett-Bochum e.V., weiter nach größeren Räumlichkeiten in Bochum und Umgebung. Ich persönlich hoffe, das es uns bald gelingt. Dazu bedarf es aber weiterer Mitstreiter und zahlreicher neuer Fördermitglieder.

In Zukunft soll die Ausstellung auch verstärkt durch inhaltliche Veranstaltungen. Lesungen und Kulturabende begleitet werden. Darüber werde ich auch an dieser Stelle aktuell einladen und informieren.

Ich hoffe wir sehen uns bald im DDR-Kabinett-Bochum !

Andreas Maluga

1 Kommentar:

  1. Leider werde ich wohl nicht nach Bochum kommen, aber Hut ab vor dieser Haltung(!), die Andreas Maluga und das DDR-Kabinett insgesamt prägen. Es ist gut und zutiefst solidarisch, bestätigt zu wissen, daß es Klassengenossen, ehrliche und realistisch denkende Menschen gibt, die egal wo sie sich heute aufhalten oder herkommen, einem oft viel näher stehen als mancher Verwandte oder Nachbar.
    Diesen bei mir großen Anklang findenden zeitlosen Beitrag, erlaube ich mir lyrisch in Erinnerung an die von Andreas genannten herausragenden Patrioten mit einem ihnen im Geiste und auf Augenhöhe verwandten Künstler und Kommunisten zu ergänzen, wozu ich noch anfügen muß, den Text am 15. August 2011 verfaßt zu haben als eine Reaktion auf den giftigen Geifer der herrschenden Politik und ihrem Medienimperialismus. Kurt Gossweiler, der einen engen brieflichen Kontakt zu Peter Hacks unterhielt, der auch im Eulenspiegel Verlag unter dem Titel
    "Am Ende verstehen sie es"

    sich wiederfindet, schrieb mir, dieses Gedicht seinem "Hacks-Ordner" hinzugefügt zu haben. Pardon! Ich mag nicht verhehlen, mich darüber mehr als bloß gefreut zu haben.

    Eloge für Peter Hacks

    »Wessen sollten wir uns rühmen,
    Wenn nicht« -- heut’ -- »der DDR!«
    Frieden, Arbeit -- noch viel mehr ...
    Bildung und Sozialverkehr.
    Keine Sorge um die Kosten,
    Miete, Brot egal im Osten.
    Die Fassaden nach der Arbeit,
    Hell erleuchtet durch die Wahrheit
    Strahlten Stolz der Tagesmüh’,
    Unterhaltung, Lesen. Früh
    Aus gesundem Traum erwacht
    Hat der neue Tag gelacht.
    Denn die Arbeit war nicht Fron,
    Wettbewerb bei gutem Lohn,
    Prämien, Kampf um beßres Tun.
    Mancher Mangel ließ nicht ruh’n.
    Mancher dachte bloß für sich --
    Nicht für uns, für dich und mich.
    Gar durchs Fernseh’n aus dem Westen
    Hielt er andere zum besten,
    Eingelullt von der Reklame
    Und im Irrtum, daß der Name
    Siemens, Nestle, BMW ...
    Menschenglück sei wie der Klee.
    Doch Profit privat gemacht,
    Steht stets unter Kriegsverdacht.
    Solches in Geborgenheit
    Mit »ein bißchen Frieden« reiht
    Sich als Gift im Alltag ein,
    Wo dann jeder stirbt allein,
    Stirbt als Mensch fürs Kapital.
    Zynisch nennt man’s: »freie Wahl«.
    »Wessen sollten wir uns rühmen,
    Wenn nicht« -- stets -- »der DDR!«

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