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Samstag, 27. August 2011

Zur Erinnerung an einen großen Rennfahrer - Manfred von Brauchitsch

Umschlagseite der Romanausgabe aus dem Verlag der Nation Berlin, 1967, Literatur- und Archivbestand des DDR-Kabinett-Bochum e.V.


„Ich war Rennfahrer und nichts braucht ein Rennfahrer mehr als Mut. Ich war nie arm an Mut, aber in dieser Stunde ziehe ich den Hut vor eurem Mut. Seid willkommen in Berlin, herzlich willkommen.“

Mit diesen Worten begrüßte 1951 der bekannte Rennfahrer Manfred von Brauchitsch von einer Rampe herab auf dem Güterbahnhof Berlin-Rummelsburg die Jungen und Mädchen, die zu den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach Berlin gekommen waren. Neben ihm stand Max Reimann, der KPD-Vorsitzende. Ich selbst war gerade aus dem Düsseldorfer Gefängnis „Ulmer Höh’“ entlassen worden, wo ich vom Britischen Militärgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt war, weil ich vor dem Bochumer Rathaus eine Erklärung der Bundestagsfraktion der KPD verteilt habe. Wir waren auf recht abenteuerlichen Wegen nach Berlin gekommen – wir, die 35 000 Jungen und Mädel aus der BRD –, um die Weltfestpiele mitzuerleben, um mit 26 000 Gästen, Jungen und Mädchen aus 104 Ländern, und „unzähligen“ FDJ-lern gemeinsam für Frieden und Fortschritt das grandiose Ereignis mitzuerleben. Wer aber war Manfred von Brauchitsch, der uns so herzlich begrüßte?
Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb im August 2000 zu seinem 95. Geburtstag: „Im Grunde ist von Brauchitsch eine Jahrhundertperson. Erzähle von ihm, und du hast deutsche Geschichte, auch Kapitel die leicht vergessen werden.“ In Westdeutschland hatte sich zur Vorbereitung der III.Weltfestpiele ein Komitee gebildet mit Manfred von Brauchitsch an der Spitze. Für ihn, den einstigen Mercedes-Rennfahrer, stand fest: „Wir müssen etwas für die Jugend und für den Frieden tun.“ Er warb für die Weltfestpiele und unter dem von ihm initiierten Aufruf standen die Namen von 49 Professoren und Dozenten. Gefallen haben seine Aktivitäten den „Herrschenden“ nicht. Wie konnte sich ein „Adeliger“ mit der FDJ einlassen. Zumal diese am 26. Juni 1951 – einige Tage vor dem Festival in Berlin – in der Bundesrepublik verboten wurde. Ebenso wie die Teilnahme am Weltjugendtreffen. Die Mobilisierung wurde danach aber eher einfacher. Überall wurde versucht die noch junge DDR auszugrenzen. Besonders im Sport wollte man die DDR-Athleten nicht international auftreten lassen. Wieder ergriff Manfred von Brauchitsch die Initiative und gründete das „Komitee für Einheit und Freiheit im deutschen Sport“. Der Rennfahrer von Brauchitsch, der mit dem Grand-Prix-Sieg am 3. Juni 1934 auf dem Nürburgring weltberühmt wurde, war in der Sportpolitik aktiv – hier setzte er seinen sportlichen Werdegang fort und forderte die gleichberechtigte Teilnahme der DDR-Sportler an allen internationalen Meisterschaften und den Olympischen Spielen sowie ungehinderten Sportverkehr zwischen den Sportlern beider deutscher Staaten. „Hochverrat“ sah die Bonner Regierung darin und die Hexenjagd ging los. Der Reichswehr-Fähnrich von Brauchitsch, der erste Sportpräsident des 1948 wieder gegründeten AvD, war plötzlich ein Staatsfeind. Sein „Verbrechen“? Eintreten für eine friedliche Entwicklung und Gleichberechtigung zwischen den Sportlern in Ost undWest. Untersuchungshaft, Anklage wegen „Hochverrat“ , „Geheimbündelei“ und „Staatsgefährdung“. Acht Monate in Haft in Neudeck und Stadelheim. Keine Zukunft für den einst gefeierten Rennfahrer von Mercedes in der BRD. In der Silvesternacht 1954 siedelte von Brauchitsch in den „Osten“ über. Wo er bis zu seinem Tode 97-jährig am 5. Februar 2003 in Gräfenwarth bei Schleiz blieb. Im „anderen“ deutschen Staat war von Brauchitsch von 1957 bis 1960 Sportpräsident des Allgemeinen Deutschen Motorsportverbandes (ADMV) und von 1960 bis 1990 Präsident der Gesellschaft zur Förderung des Olympischen Gedankens. Prof. Dr. Günter Erbach, ein erfahrener und verdienter DDR Sportfunktionär, sagte über sein Wirken: „Manfred von Brauchitsch und die Gesellschaft zur Förderung des olympischen Gedankens in der DDR waren und sind untrennbar miteinander verbunden. Er war nicht nur ein Repräsentant, der überall seine Visitenkarte abgab, sondern er war in jeder Situation ein aktiver Präsident und direkter Mitarbeiter für die gemeinsame Sache.“ Das „zweite“ Leben des Manfred von Brauchitsch in der DDR war ein erfülltes Leben."


Manfred von Brauchitsch * 15. August 1905 in Hamburg; † 5. Februar 2003 in Gräfenwarth (Schleiz), Thüringen

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